Stilleben Zigaretten mit Plastikmüll

Ich hab in der letzten Nacht etwas geträumt an das ich mich erinnern kann. Es ist ja oft so, dass man sich in der Für nicht mehr an die Träume in der Nacht erinnern kann, oder nur sehr schwer diese fassen kann. Deshalb ist es für mich etwas Besonderes, wenn ich so wie heute den Traum recht konkret noch im Kopf habe. Ich habe geträumt, dass ich wieder rauchen würde. Nicht viele Zigaretten am Tag, so 3 bis 4, manchmal 5. Und ich habe mir selber immer eingeredet, dass ich eigentlich eh ned rauche.

Warum ist das so bemerkenswert? Vor mehr als 7 Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört, im Februar 2014. Branka war gerade mit unserem Sohn David schwanger, für sie war meine Raucherei nochmals noch schlimmer während der Schwangerschaft, weil der Gestank für sie nochmals mehr gestunken hat. Komischer Satz, trifft es aber gut auf den Kopf. Jedenfalls habe ich damals am 2. Februar 2014 spontan beschlossen einfach mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe die letzte Zigarette aus dem Packer geraucht, das Packers zusammen geknüllt und weg geschmissen. Dann hab ich überlegt, ob ich noch runter zum Zigarettenautomaten um die Ecke gehen soll, und mir eine frische Packung kaufen soll. Das war gegen 1 in der Früh, und ich hab mir dann “Nein, sei ned deppert. Geh ins Bett, und morgen früh kannst eh auch noch Zigaretten kaufen – oder auch nicht.” gedacht. Ich bin nicht Zigaretten kaufen gegangen, und am Nachmittag dieses Tages sind sie mir immer noch nicht abgegangen. In den darauf folgenden Tagen war ich schon gruselig, mein Schokoladenverbrauch hat ganz schön zugenommen, aber geraucht habe ich immer noch keine. Ich hatte von Anfang aber auch kein Problem damit mit den anderen zum Rauchen mit zu gehen. Mir hat es nicht gegustert. Ich habe mir aber auch keinen Druck gemacht, habe immer gesagt, wenn ich wieder anfangen sollte, dann fange ich wieder an. So lange wie es geht möchte ich rauchfrei sein. Das ist jetzt 7 Jahre her, sogar mehr als 7 Jahre. Heuer habe ich das erste Mal auf den Jahrestag vergessen.

Durch den Traum heute Nacht habe ich wieder drauf gedacht. Was hat das alles mit der Kategorie “Politik” zu tun? Ich bin in einer Raucher*innen-Familie geboren worden. Meine Mutter hat selber erst vor wenigen Jahren zum Rauchen aufgehört, nachdem die Ärzt*innen bei ihr COPD2 diagnostiziert haben. Mein Vater hat aufgehört zu rauchen, als ich ein kleines Kind war, aber an das “Falk”-Packerl in seiner Hemdtasche kann ich mich bis heute erinnern. Meine Tante hatte sogar eine Trafik, während mein Opa mütterlicherseits und meine Oma väterlicherseits geraucht haben. Rauchen war damals allgegenwärtig, und bei meiner ersten Zigarette, die ich selber geraucht habe, musste ich nicht mal ansatzweise husten, weil ich es gewöhnt war im Rauch zu sitzen. Wenig verwunderlich, dass ich dann auch relativ schnell viel und stark geraucht habe. Ich habe Zeiten gehabt, in denen ich bis zu 3 Packungen pro Tag geraucht habe. Das war immer meine sehr persönliche Entscheidung, ob ich rauche oder nicht. Es war und ist meine Gesundheit, es sind meine Lungen und meine Bronchien. Aber überall wo ich geraucht habe, habe ich andere in Mitleidenschaft gezogen. Vielen – wohl den meisten – war es egal oder man hat es halt akzeptiert, dass es so ist wie es ist. Und trotzdem habe ich niemanden gefragt ob es okay ist in ihrer oder seiner Nähe zu rauchen, weiß ich nicht wie viele von diesen beeinträchtigten Personen eigentlich das nicht wollten. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die eine oder andere Zigarette von mir keine Auswirkung in Summe auf das Wohlbefinden und die Gesundheit anderer hat, die Argumentation ist wohl auch richtig. Aber es geht hier um etwas Grundlegendes, es geht um den Respekt anderen gegenüber. Von daher ist es auch gut, dass wir in den letzten Jahren in Österreich endlich in dieser Frage weiter gekommen sind, dass Nichtraucher*innen-Schutz einen entsprechenden Stellenwert bekommen hat. Ja, das Ganze läuft mit Neben- und Quietschgeräuschen, und wir sind immer noch nicht dort wo wir sein sollten. Da geht noch was an weiteren Maßnahmen. Aber wir sind zumindest nicht mehr das Schlußlicht.

Was es aber noch viel mehr braucht: mehr Prävention, mehr Aufklärung. Und nein, es braucht keinen Zeigefinger und auch kein von oben herab erklären, warum Rauchen schlecht ist. Es braucht hingegen Gespräche auf Augenhöhe, in der selben Sprache. Es braucht Gespräche warum jemand raucht, es braucht Verständnis und es braucht das Aufzeigen von Auswegen. Es braucht niederschweflige Angebote statt Verurteilung und Ablehnung, und es braucht wohl auch Unterstützung durch die Gesundheitskassen beim Aufhören in Form von günstigeren Substitionsmittel. Diese Investitionen würden uns allen mehr bringen, geringere Gesundheitskosten, geringere Folgekosten. Ich habe mir bis heute 63.408 Zigaretten erspart. Das sollen um die 15.000 – fast 16.000 – Euro sein. Ich habe mir aber wohl auch Lebenszeit dazu geholt, und nicht nur Geld erspart. Und wenn die Rechnung aufgeht, dann habe ich auch uns allen Geld erspart, weil ich die Chance Folgekrankheiten des Rauchens zu bekommen entsprechend verringert wurde. Natürlich ist es keine 100%ige Sicherheit, aber es ist eine größere Chance.

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