Die HPV-Impfung schützt zuverlässig vor Krebs – und doch wird sie politisch nur halbherzig abgesichert. Statt einer dauerhaften Lösung für junge Erwachsene hat die Bundeszielsteuerungskommission Gesundheit am 27.06.2025 nur eine kurzfristige Verlängerung beschlossen: Die kostenfreie HPV-Impfung für 21- bis 30-Jährige läuft nun Mitte 2025 aus. Das ist besser als gar nichts, aber definitiv zu wenig. Denn was wir brauchen, ist Sicherheit – nicht Unsicherheit im Halbjahresrhythmus.
Die aktuellen Zahlen sprechen eine klare Sprache. Laut Antwort des Sozialministeriums auf meine parlamentarische Anfrage liegt die Durchimpfungsrate in der Altersgruppe 21 bis 30 Jahre bei nur 15 % – bei Männern sogar bei mageren 9 %. Das bedeutet: Die überwältigende Mehrheit junger Erwachsener ist nicht geschützt, obwohl HPV zu einer Reihe schwerer Erkrankungen führen kann – darunter Gebärmutterhalskrebs, Anal-, Penis- und Rachenkrebs.
Doch noch immer glauben viele, HPV sei ausschließlich ein „Frauenthema“. Diese gefährliche Wissenslücke ist nicht zufällig entstanden – sie ist Ergebnis mangelnder Aufklärung und Kommunikation durch die zuständigen Stellen. Eine gezielte Informationskampagne, die auch Männer und bildungsferne Gruppen anspricht? Gibt es derzeit nicht. Das ist ein verheerendes Versäumnis.
Hinzu kommt: Wenn die kostenfreie Impfung Mitte 2026 ausläuft, stehen viele junge Menschen vor einer massiven finanziellen Hürde. Zwei Teilimpfungen kosten rund 700 Euro – für viele schlicht nicht leistbar. Wer also zwischen 21 und 30 ist und den „richtigen Zeitpunkt“ verpasst hat, schaut in Zukunft durch die Finger. Prävention wird zum Glücksspiel – abhängig vom Geburtsjahr und vom Kontostand.
In der Anfragebeantwortung des Ministeriums heißt es, es sei „wünschenswert“, auch bildungsferne Gruppen gezielter zu erreichen und langfristige Awareness-Kampagnen umzusetzen. Tatsächlich aber gibt es derzeit weder eine systematische Kampagne noch konkrete Maßnahmen in diese Richtung. Auch Strategien gegen Desinformation oder Impfskepsis fehlen vollständig.
So werden wir das Ziel einer breiten Durchimpfung – und damit die WHO-Ziele zur HPV-Eliminierung – ganz sicher nicht erreichen. Stattdessen wird eine medizinisch wirksame, sozial gerechte und langfristig kostensparende Maßnahme im politischen Tagesgeschäft zerrieben.
Wir brauchen endlich den Mut zur echten Gesundheitsvorsorge – und das heißt:
- 📌 Langfristig abgesicherte kostenfreie HPV-Impfung für alle 21- bis 30-Jährigen
- 📌 Gezielte Aufklärungskampagnen, insbesondere für Männer
- 📌 Verlässliche Finanzierung durch Bund, Länder und Sozialversicherung
- 📌 Klare politische Verantwortung und Wahrnehmen der eigenen Verantwortung
Gesundheit darf keine Frage des Geldes oder Geschlechts sein. Wenn wir Krebs verhindern können, dann müssen wir auch alles tun, um das zu ermöglichen – nicht nur ein bisschen, sondern konsequent.